Aus Mentor wird Siemens EDA

Redakteur: Sebastian Gerstl

2017 wurde Mentor Graphics von Siemens übernommen, nun geht der Name endgültig im neuen Dachkonzern auf: Ab dem 1. Januar 2021 firmiert das Unternehmen nun als Siemens EDA. Die Schwerpunkte des Electronic Design Automation Zweiges sollen fortan vornehmlich auf der Verifikation Digitaler Zwillinge und Validierungstechnologien liegen.

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Bereit für die kommenden Herausforderungen immer komplexer werdender Halbleiterdesigns: Mentor wird ab Januar 2021 den Namen Siemens EDA tragen.
Bereit für die kommenden Herausforderungen immer komplexer werdender Halbleiterdesigns: Mentor wird ab Januar 2021 den Namen Siemens EDA tragen.
(Bild: Mentor / Siemens EDA)

Ab Januar 2021 wird Mentor Graphics unter dem Namen Siemens EDA firmieren. „Siemens ermöglicht es uns, hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung zu tätigen, neue Produkte zu entwickeln und erstklassige Elektronikdesign-Unternehmen zu erwerben“, sagt Joe Sawicki, Executive Vice President des bis Jahresende noch als „Mentor, a Siemens business“ bekannten Unternehmens, in einer ausführlichen Stellungnahme auf dem Unternehmensblog zu der Umbenennung. „Mentor war schon immer ein Vorreiter bei der Digitalisierung des Elektronikdesigns, und Siemens bringt Weltklasse-Digitalisierung in große Systeme wie Flugzeuge, Autos, Fabriken und Städte.“

Die Name Siemens EDA spielt auf den Schwerpunktbereich der Electronic Design Automation an, den das Unternehmen vorwiegend bedienen wird. Ein treibender Faktor wird hier vor allem Technologie für digitale Zwillinge sein.

„Ob Start-ups oder große Systemhäuser, die interne Design-Teams aufbauen, wir sehen jeden Tag neue Akteure im IC-Design-Markt, und es ist klar, dass dies ein enormes Wachstum im EDA-Geschäft vorantreiben wird“, sagt Sawicki. „Eine Möglichkeit, dies zu sehen, ist ein Blick auf die Prognosen für den Datenverkehr, die einen 400-fachen Anstieg in den nächsten Jahren zeigen. Egal, ob der Endmarkt ein Produkt in den Bereichen Gaming, Video, IoT, Automotive oder Medizin ist, diese Märkte werden voraussichtlich größer sein als der gesamte heutige Datenverkehr.“

„In diesem großen Systemmaßstab reicht es nicht mehr aus, einfach einen IC zu erstellen und zu verifizieren, was an sich schon ein sehr komplexer Prozess ist. Benötigt wird ein digitaler Zwilling, der das gesamte elektronische System, das mit echter Software läuft und mit der physikalischen Welt interagiert, erstellen, verifizieren, validieren und simulieren kann. Die Entwickler müssen nicht nur sicherstellen, dass ihre Geräte gemäß der Spezifikation funktionieren, sondern auch die Leistungsmerkmale bei der Ausführung von Anwendungssoftware im Systemkontext gewährleisten.

Digitale Zwillinge und Validierungstechnologien

Der digitale Zwilling, den Siemens EDA anbietet, geht viel weiter, sagt Sawicki. „Es gibt nicht nur einen digitalen Zwilling des Designs, den man simulieren kann. Es gibt auch einen digitalen Zwilling des Fertigungsprozesses, um das Design zu realisieren, und einen digitalen Zwilling des Geräts selbst, das verwendet wird. All diese Elemente sind so miteinander verknüpft, dass wir Rückmeldungen zur kontinuierlichen Verbesserung von nachgelagerten Bereichen erhalten und Erkenntnisse weitergeben können. Wenn das Produkt tatsächlich im Feld eingesetzt wird, können Probleme auftreten. Diese Daten können in den passenden digitalen Zwilling des Designs zurückgeführt werden, mit dem wir entweder das Design verbessern oder sogar ein Software-Upgrade für das Produkt im Feld verschicken können.

„Die Bereitstellung digitaler Zwillinge ist unglaublich komplex, aber wir sehen die Komplexität als Chance, unser umfangreiches Produktportfolio zu nutzen, um die Herausforderungen elektronischer Systeme von heute und morgen zu meistern", sagt er. Als Beispiel verweist er auf das Siemens-Tool PAVE360. Das Simcenter PreScan-Tool generiert Fahrszenarien und die zugehörigen Sensordaten, die in ein Modell der E/E-Architektur und des Rechensystems des Fahrzeugs eingespeist werden, das auf der Veloce-Plattform läuft. Simcenter AMES im bietet eine mechatronische System-Simulationsplattform mit mehreren Domänen, um eine geschlossene Umgebung zu bilden, die mechanische, elektrische und hydraulische Subsysteme umfasst und die Validierung eines autonomen Fahrzeugdesigns vor der Siliziumherstellung ermöglicht.

Jow Sawicki, Executive Vice President von Mentor IC EDA (künftig Siemens EDA).
Jow Sawicki, Executive Vice President von Mentor IC EDA (künftig Siemens EDA).
(Bild: Mentor / Siemens EDA)

Sawicki verweist zudem auf die Übernahme des finnischen 5G-Testsystementwicklers Sarokal im Jahr 2018 durch Mentor als Teil der Strategie. „Zu dem Zeitpunkt sah das wie eine seltsame Paarung aus. Was die Community damals nicht wusste, war, dass Sarokal führend im 5G-Testing ist und über ein erfahrenes Team verfügt, das eng mit führenden Telekommunikationsunternehmen zusammenarbeitet, um Hardware- und Softwarelösungen für das Testen von Fronthaul-Systemen anzubieten. Aber der Schlüssel zu diesen 5G-Telekommunikationsprodukten ist das Design und die Verifizierung von kundenspezifischen SoCs."

Zu Siemens EDA gehört auch die Tessent-Produktlinie mit Validierungs- und Überwachungstechnologie, die Anfang des Jahres als UltraSoc übernommen wurde.

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