Windows 10 auf einem Raspberry Pi 4 installieren
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Eigentlich ist nur der Einsatz von Windows 10 IoT für die Einplatinenrechner der Raspberry-Pi-Reihe vorgesehen. Ein Programmierer mit dem Twitter-Namen Marcin hat allerdings einen Weg gefunden, ein volles Windows 10 lauffähig auf einem Raspberry Pi 4 zu installieren. In der Laufleistung muss man allerdings einige Abstriche in Kauf nehmen.

Anfang 2019 stellten einige unabhängige Entwickler den WoA-Deployer (Windows-on-ARM) zur Verfügung. Mit diesem Tool war es möglich, eine Installation des Betriebssystems Windows 10 auf den Raspberry Pi Modellen 3B und 3B+ vorzunehmen. Dazu war neben eines Preview-Builds des Betriebsystems Windows 10 for ARM auch ein Kernpaket an maßgeschneiderten Treibern notwendig, die das Projekt Pi64.win ebenfalls zur Verfügung stellte. Das Ergebnis war eine lauffähige, vollwertige Windows-10-Installation auf einem Raspberry 3B. Allerdings mussten Anwender hierbei hinsichtlich der Systemleistung zahlreiche Abstriche machen.
Seit Juni 2019 ist mit dem Raspberry Pi 4 mittlerweile eine deutlich leistungsfähigere Variante des Einplatinenrechners verfügbar. Der mit einem auf 1,5 GHz getakteten Broadcom BCM2711 Quadore Cortex-A72 (ARM v8) 64-Bit SoC ausgestattete Single-Board-Computer ist mit bis zu 4 GByte RAM erhältlich und soll laut Eben Upton, CEO der Raspberry Pi Trafing, „bis zu drei Mal schneller als [der] Vorgänger RPi 3 B+ und vergleichbar mit einem Einsteiger-PC“ sein. Nun, knapp ein Jahr nach dem ursprünglichen WoA-Projekt, ist es dem Twitter-Nutzer Marcin (@Marcinoo97) gelungen, einen lauffähigen Windows 10 on ARM Build 17134 (mit April 2018 Update) auf einem Raspberry Pi 4 zu installieren.
Old build of Windows 10 arm64 running on a raspberry pi 4b 4gb (limited to 1gb of ram) pic.twitter.com/LYoe6H6vCW
— Marcin (@Marcinoo97) January 25, 2020
Installation nur für erfahrene Nutzer mit ausgeprägtem Spieltrieb empfohlen
Anders als bei den üblichen, für den Einsatz auf einem Raspberry Pi gedachten Betriebssystemen sind für eine volle Windows-10-Installation auf einem Raspberry Pi 4 einige zusätzliche Kniffe nötig. Damit die Installation gelingt, brauchen interessierte Anwender die folgenden Tools und Software-Pakete:
- Einen Windows 10 ARM64 Build, Version 17134 oder neuer (Die WoA-Projektseite stellt einen Leitfaden zum Beziehen von Windows 10 for ARM bereit. Die auf diesem Weg bezogene OS-Version muss im Anschluss mit einem ISO-Compiler in ein installierbares Image-Format gebracht werden),
- Den https://www.worproject.ml zur Installation des kompilierten ISO-Files,
- Ein Raspberry Pi 4,
- Zusätzlich ein Raspberry Pi 3B oder 3B+ zum Durchführen der OOBE-Skripte,
- sowohl eine ausreichend große microSD-Karte als auch ein USB-Stick zur Installation des Betriebssystems,
- Ein USB-c-OTG (On-the-Go)-Kabel, dass auch für die Stromversorgung des Raspberry Pi 4 geeignet sein muss.
Einen vollen Leitfaden für den Installationsprozess hat Marcin auf einer Diskussionsseite des Pi64.win-Projekts veröffentlicht. (Ein zweiter Leitfaden findet sich hier).
Starke Leistunsabstriche aufgrund fehlender Treiber
Aufgrund der stärkeren Hardware ist die Laufleistung der Windows-10-Installation deutlich angenehmer als bei einer vergleichbaren Installation auf einem Raspberry Pi 3B+. So lassen sich, anders als bei Windows 10 for IoT, einige 64-Bit-Windows-Apps ausführen. Allerdings können nicht alle Features des Raspberry Pi 4 in der Windows-Installation genutzt werden, was an den fehlenden maßgeschneiderten Treibern für die Hardware-Plattform liegt.
So werden laut Task Manager selbst auf einem 4GByte-Modell des Raspberry Pi 4 nur 1 GByte an verfügbarem Arbeitsspeicher erkannt. Auch der Treiber des Broadcom auxspi controllers funktioniert nicht. Ebenso fehlt auch in dieser Variante eine Hardwarebeschleunigung des Videotreibers. So macht sich etwa beim Abspielen von hochauflösenden 1080p-Videos ein deutliches Ruckeln bemerkbar. Grafikintensive Anwendungen neigen zudem zum Abstürzen.
Wie bei der eingangs erwähnten Installation von Windows 10 auf einem Raspberry Pi 3B handelt es sich damit trotz Leistungssteigerung auch hier mehr um eine Spielerei oder eine Machbarkeitsstudie als um eine ernsthafte PC-Alternative. Dennoch ist die Nutzererfahrung bereits deutlich angenehmer. Ein großer Schwachpunkt ist immer noch die fehlende Grafikbeschleunigung. Doch hier könnte sich vielleicht bereits in naher Zukunft ein entscheidender Schritt ändern: Die Raspberry Pi Foundation arbeitet derzeit an einem Vulkan 1.2-Treiber für das Raspberry Pi 4. Eine Umsetzung der Open-Source-API für die verwendete Onboard-GPU von Broadcom dürfte eine signifikant bessere Grafikleistung versprechen.
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