Mensch-Maschine-Interaktion Mit Software das menschliche Verhalten leichter erforschen
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Das menschliche Verhalten ist nicht immer erklärbar: Mit einer speziellen 360-Grad-Software-Plattform lässt sich die Mensch-Maschine-Interaktion leichter erforschen.

Vor allem in der Automobilbranche zeigt sich immer wieder, dass neu eingeführte Systeme nicht vom Kunden angenommen werden. Ein gutes Beispiel sind Infotainment-Ausstattungen oder bestimmte Fahrerassistenzsysteme. So führte ein großer Automobilhersteller ein sogenanntes Head-Up-Display ein, das Informationen wie Geschwindigkeit oder Drehmoment an die Innenseite der Windschutzscheibe projiziert.
Viele Kunden schalteten das System jedoch ab, weil sie mit der Projektion der Informationen nicht zurechtkamen. Oft entscheiden nur geringfügige Unterschiede in der Bedienungsführung oder im Produkt- oder Verpackungsdesign über die so genannte „User Acceptance“, also ob ein Kunde sich für das Produkt A oder das Produkt B entscheidet oder ob er generell ein System annimmt oder es ablehnt.
Optimierte Bedienung entscheidet über Erfolg
Angesichts zunehmenden Wettbewerbs unter den Herstellern können Feinheiten nahezu in jeder Branche entscheidende Folgen für den Erfolg eines Produkts haben. Bislang war es den Marketing- oder Forschungsabteilungen großer Unternehmen vorbehalten, auf Basis aufwendiger Befragungen oder ausgeklügelter Verhaltensstudien im Labor mögliche Kaufentscheidungen zu erforschen und Produkte daraufhin zu optimieren. Inzwischen gibt es Software zur Verhaltensforschung, die kleinere Studien wirtschaftlich macht, und dennoch präzise ist.
Auf die Entwicklung einer komplett integrierten Software-Plattform für die Verhaltensforschung hat sich das bayerische Unternehmen Ergoneers spezialisiert. Der Hersteller bietet verschiedene Lösungen, um auch kleinere Studien unter professionellen Bedingungen unkompliziert durchzuführen. Das Flaggschiffprodukt dabei ist D-Lab. Hierbei handelt es sich um eine Mess- und Analyse-Plattform, mit der Daten von unterschiedlichen Sensoren in Echtzeit aufgezeichnet und interpretiert werden können.
Zu D-Lab gesellt sich die Dikablis-Brille, ein Eye-Tracking-System, um Blickverhalten aufzuzeichnen. Die Erfahrung in der professionellen Erstellung von Studien zur Mensch-Maschine-Interaktion kommt nicht von ungefähr: Die Firmengründer Dr. Roland Spies, Dr. Christian Lange und Martin Wohlfarter befassten sich schon während ihres Studiums der Ingenieurswissenschaften mit der Mensch-Maschine-Interaktion. In den letzten zehn Jahren ist das Projekt, das ursprünglich an der Technischen Universität München startete, zu einem Unternehmen mit 25 Mitarbeitern herangewachsen.
Die Mensch-Maschine-Interaktion im Einsatz
Die Anwendungsbeispiele für Verhaltensmessungen sind zahlreich und reichen von Usability, Ergonomie, Fabrik-Design, Transportation, Marktforschung, Sport und Biomechanik bis hin zu Verhaltensforschung oder Bildung. Besonders gefragt im Forschungsfeld der Mensch-Maschine-Interaktion sind derzeit in der Autoindustrie die Technologien CAN-Bus-Auswertung und Head-Tracking, deren Messergebnisse nach der Auswertung Einfluss auf einige moderne Entwicklungsszenarien nehmen. Die zusätzliche, optionale Erweiterung um die Aufnahme von Video- und Audiodaten mithilfe von Kameras und Mikrofonen enthält durch Bestandteile menschlicher Interaktion wie Mimik und Gestik weitere lohnenswerte Messergebnisse.
Während Ergoneers D-Lab-Software über Sensoren Daten zum menschlichen Verhalten aufzeichnet, können gleichzeitig die Messwerte von einem CAN-Bus im Auto in eine Studie einfließen. Über den CAN-Bus gewinnt der Forscher Daten aus zahlreichen Steuergeräten des Fahrzeugs. Zusammen mit den Messdaten des Probanden wird ein umfassendes Verhaltensbild erstellt. Mit einer Eye-Tracking-Brille, bestehend aus Augen- und Blickfeldkamera, lassen sich zusätzlich Fixationen (= Augenanhaltepunkte), Sakkaden (= schnelle ballistische Bewegung beider Augen) und exakte Blickzuwendungen während der Fahrt aufzeichnen, also welche Objekte der Träger wie oft und wie lange betrachtet. So kann ein Forscher wesentliche Rückschlüsse auf das Verhalten des Fahrers in unterschiedlichen Situationen im Straßenverkehr gewinnen.
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