Die Windows-Historie, Teil 1 – vom Add-On zum Betriebssystem
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Am Anfang was es 'nur' eine GUI: Als die erste kommerziell erhältliche Version von Microsoft Windows am 20. November 1985 erstmals in den freien Handel gelangte, trug diese kurioserweise die Versionsnummer 1.01. Bis dahin hatte die Software bereits einen eher holprigen Weg hinter sich.

Bei aller Marktdominanz, die Microsoft heute an den Tag legt, begann das Leben der Fenster-Software relativ bescheiden: Die ersten drei Versionen von Windows waren kein eigenständiges OS, sondern zunächst nur eine grafische Arbeitsumgebung eines anderen Betriebssystems.
Die Anfänge der „fenster“-basierten Oberflächen
In den 80er Jahren hatte Microsoft den Durchbruch geschafft. Ein vorteilhafter Vertrag mit IBM ermöglichte es dem Softwareunternehmen, sein Betriebssystem DOS für alle IBM-PCs und kompatible Geräte zu verkaufen. Die Welt der Personal- und Heimcomputer war monochrom, Eingaben erfolgten komplett per Tastatur. Sollte ein Programm ausgeführt oder das Verzeichnis gewechselt werden, musste der Nutzer die Befehle noch von Hand eingeben.
Das es auch anderes geht, hatte Kopiererhersteller Xerox bereits 1981 demonstriert: Entwickler des Xerox PARC (Palo Alto Research Center) präsentierten in diesem Jahr mit dem Xerox Alto erstmals einen Computer, der eine grafische Benutzeroberfläche besaß, die sich über ein Peripheriegerät namens Maus bedienen lassen konnte. Auch wenn das Unternehmen selbst wenig Interesse an dem System zeigte, fand es schnell seine Fans: Apple-Gründer Steve Jobs zeigte sich von der mausgestützten grafischen Oberfläche derart begeistert, dass er ein solches System 1983 in der Apple Lisa einsetzte.
Auch Bill Gates war von den Möglichkeiten einer grafischen Nutzeroberfläche angetan. Im April 1983 hatten Microsoft-Entwickler bereits eine erste Version des „Interface Manager“ fertiggestellt. Auf der Computermesse COMDEX kündigte Microsoft die Software erstmals unter dem Namen Windows an – ein Name, den die PR-Manager gewählt hatten, da die Entwickler immer von „Fenstern“ sprachen.
Windows 1: Wenig Nutzen für Grafik und Maus
Windows 1.0 sollte bereits im April 1984 erscheinen, doch Geburtswehen verhinderten den Start. Im Januar 1984 präsentierte Apple den Macintosh und das damit verbundene MacOS. Anders als der Windows-Prototyp besaß dieses bereits überlappende Fenster, was Microsoft Windows noch nicht beherrschte. Zudem hatten die Windows-Entwickler Schwierigkeiten, die Software so anzupassen, dass sie auch auf allen IBM-PCs und kompatiblen Rechnern lauffähig war. Außerdem sollte das Add-On in der Lage sein, auch DOS-Programme auszuführen.
Die finale Version, Windows 1.01, erschien schließlich mit 19 Monaten Verspätung am 20. November 1985. Der Kaufpreis betrug 99 US-Dollar. Für den Systemstart war ein IBM-PC oder kompatibler Rechner mit dem Betriebssystem MS-DOS 3.0 oder 3.1 nötig. Die Zahl verfügbarer Anwendungen war zum Erscheinungstermin noch sehr gering – die erste nennenswerte „Killer-App“, das Tabellenkalkulationsprogramm Excel, erschien erst 1987.
Die grafische Nutzeroberfläche war noch nicht zu echtem Multitasking fähig – Programme in nicht aktiven Fenstern wurden vom Betriebssystem angehalten und erst bei Auswahl wieder gestartet, was den Betrieb etwas holprig machte. Fenster konnten auch noch nicht übereinander angeordnet, sondern nur nebeneinander platziert werden. Ein nennenswertes Grundprogramm, das Windows-Nutzer auch heute noch kennen, war allerdings bereits vorhanden: Mit der ersten Version von MS Paint konnte man allerdings nur schwarze, weiße oder grau schraffierte Flächen anlegen oder zeichnen. Schaltflächen zum Vergrößern oder Verkleinern der Kästen waren allerdings bereits vorhanden, ebenso die Tastenkombination ALT+TAB zum schnellen Wechsel zwischen dem aktiven und einem anderen Fenster.
Parallel zu Windows existierten noch andere grafische Nutzeroberflächen für IBM-PCs, beispielsweise VisiOn, ein Tool der Hersteller des ersten Tabellenkalkulationsprogramms VisiCalc. Weder dieses noch die erste Generation von Windows waren allerdings sonderlich erfolgreich. Mitte der Achtziger war eine grafische Arbeitsumgebung für PCs meist zu teuer, mussten hierfür doch eigens eine Festplatte, zusätzlicher RAM-Speicher und eine Maus angeschafft werden – wobei sich zumindest die erste Version von Windows optional auch auf einem Satz Zieldisketten installieren ließ. Auch verwendeten wenige PC-Nutzer dieser Zeit einen Farb-Monitor oder eine passende Grafikkarte. Da half auch der persönliche Einsatz des späteren Microsoft-CEO Steve Ballmer in TV-Werbespots nur wenig.
Dennoch schon Microsoft in den kommenden beiden Jahren noch einige Updates für die grafische Arbeitsumgebung nach. Die erste Windows-Version, die auch den deutschen Markt erreichte, war 1986 Windows 1.02, zum Kaufpreis von damals 340 Mark.
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