Fünf Kriterien zur Wahl der richtigen IoT-Plattform

Autor / Redakteur: Bernd Groß * / Sebastian Gerstl

Die Digitalisierung des deutschen Mittelstands schreitet eilig voran. Eine sorgsam gewählte IoT-Plattform hilft, dessen Einführung schnell und effizient zu gestalten. Doch wie findet man eine geeignete Lösung?

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Die Qual der Wahl: Bei über 350 verschiedenen cloudbasierten IoT-Plattformen auf dem Markt fällt die Auswahl einer geeigneten Lösung nicht leicht.
Die Qual der Wahl: Bei über 350 verschiedenen cloudbasierten IoT-Plattformen auf dem Markt fällt die Auswahl einer geeigneten Lösung nicht leicht.
(Bild: Clipdealer)

IoT-Plattformen werden unersetzlich für den Mittelstand, so schlussfolgerten erst kürzlich die Autoren der Studie IoT Future Trends des eco Verband der Internetwirtschaft. Deutlich würden sie vom Funktionsumfang und den höheren Sicherheitsstandards der Plattformen profitieren und wesentlich schneller IoT-Projekte realisieren können, als das bei selbstgebauten Lösungen der Fall wäre. Internet-Unternehmen hierzulande können damit den Anschluss an große US-Internet-Konzerne finden, sagen rund 73 Prozent der befragten Experten.

Doch bei über 350 unterschiedlichen IoT-Plattformen auf dem Markt, fällt die richtige Wahl nicht leicht. Auf welche Kriterien gilt es bei der Auswahl zu achten? Was eine leistungsstarke IoT Application Platform definiert, lässt sich anhand einiger zentraler Punkte festmachen.

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1. Kompatibilität mit den gängigen LP-WAN-Netzwerken

Ob Konnektivitätsstandards wie Sigfox, LoRa oder NarrowBand-IoT oder gängige Protokolle wie MQTT – eine IoT-Plattform sollte eine möglichst breite Unterstützung für Vernetzung und Datenübertragung besitzen. Es gibt vielfältige Gründe, sich für das eine oder andere Datenübertragungsprotokoll für die eigene Lösung zu entscheiden.

Die DB Station&Services AG nutzt für ihre ersten IoT-Pilotprojekte aufgrund seiner großen Reichweite und des niedrigen Energieverbrauchs z.B. LoRa. Bei freier Sicht sollen weit über 20 km Reichweite möglich sein, in Innenstädten immer noch rund 3 km. Auch Protokolle wie MQTT, CoAP oder XMPP finden in der Praxis viel Anklang. Wegen der höchst unterschiedlichen Anwendungsfälle lässt sich allerdings bei keinem von „dem Besten” sprechen.

Anspruch einer IoT Application Platform sollte es also sein, mit allen gängigen Kommunikationsprotokollen kompatibel zu sein. Ein Aspekt, auf den Cumulocity in der Entwicklung zur „Protocol und Netzwerk-agnostic Platform” großen Wert legte.

2. Skalierung von Datenmengen und Kostenoptimierung

Ein vernetztes Auto sendet pro Stunde bereits heute etwa 29 mal mehr Daten als sie bei einer Stunde Video-Streaming anfallen – eine ungeheure Datenmenge, die reibungslos über eine Plattform verarbeitet werden sollte.

Ein wichtiges Merkmal einer wettbewerbsfähigen IoT Application Platform ist daher die Fähigkeit, auf das Wachstum der Datenmenge, die das IoT herbeiführt, flexibel reagieren zu können. Besonders intensive Perioden zum Beispiel auch in der Produktion, in denen das Datenvolumen durch die Einbindung vieler neuer Devices steigt, sollten von Servern, Speichern und verwandten Komponenten aufgefangen werden können durch eine “horizontal” skalierbare Plattform.

Das Fachwort hierzu lautet “Shading”. Durch die Verwendung von einer Multi-Mandanten-Architekturen lassen sich die Daten pro Endkunde vollständig trennen, und zwar auf Datenbank-Level. Somit wird eine maximale Datensicherheit gewährleistet, bei gleichzeitiger Nutzung einer Single-Plattform-Architektur. Das heißt, die Betriebskosten sind entkoppelt von der Anzahl der Endkunden. Außerdem sollte es möglich sein, Devices, Applications, Datentypen und Protokolle – sprich multidimensionale Elemente – ganzheitlich zu erfassen sowie zu integrieren. Ein Aspekt, den IoT-Plattformen häufig vernachlässigen, da sie den Fokus auf einen spezifischen Bereich legen.

3. Schnell zum MVP (Minimum Viable Product)

Die zeit- und ressourcenintensive Implementierung einer neuen Technologie steht aus unternehmerischer Sicht ihrem Zweck schlicht entgegen. Dauert ein Projekt wesentlich länger als sechs Monate, ohne ein erstes Ergebnis zu liefern, können sich die Rahmenbedingungen und Ziele schon wieder geändert haben – eine Sackgasse. Entscheidend für den Erfolg von IoT-Projekten sind daher die reibungslose Integration einer IoT-Plattform und die schnelle Entwicklung eines ersten Piloten. Dabei muss der Anspruch nicht sein, eine perfekt abgestimmte IoT-Lösung einzubinden, die Kernfunktionalität sowie der potenzielle Wert der Lösung sollten aber durch die Verwendung eines Minimum Viable Product (MVP) erkennbar werden.

4. Applikationen aufsetzen, Daten integrieren

Anwendern sollte es ein Leichtes sein, bestimmte Regeln für das Daten- und Geräte-Management zu kreieren. Einige Plattformen wie Cumulocity bieten bereits integrierte Funktionen wie Condition Monitoring. Code-frei können so über die Plattformen per Drag-and-Drop Geräte und Maschinen gewartet sowie Daten analysiert werden. Erweitern ließe sich die Plattform dann über APIs.

Schnittstellen sind ein weiterer wichtiger Aspekt, der sich schon früh in der Entwicklung der Cumulocity IoT Plattform zeigte: die Möglichkeit für Unternehmen, ihre Partner – das heißt Geräte und Enterprise-Anwendungen unterschiedlicher Hersteller – einbinden zu können und so beliebig erweiterbar zu bleiben. Gewährleisten lässt sich dies mit Hilfe offener Programmierschnittstellen (APIs) und einem modularen Systemaufbau. Trotz ausgeprägtem Know-how in den Bereichen Data Management und Cloud Infrastructure stellte die Entwicklung einer offenen Plattform-Architektur Cumulocity vor einige Herausforderungen – ein Aufwand, der nicht zu unterschätzen ist.

5. Weitgehend automatisierte Reaktionen

Um eine möglichst effiziente Performance zu gewährleisten, sollten „State-of-the-Art”-Plattformen darüber hinaus eine umfassende Automatisierung über alle Anwendungsebenen bieten. Die Anzahl der Schnittstellen, an denen manuell eingegriffen werden muss, sollte möglichst klein sein. Wenn auch Daten durch verschiedenste Data Analytics Tools ausgewertet werden können, sollte sichergestellt werden, dass eine automatisierte Reaktion daraus folgen kann.

Schnelle Einsetzbarkeit, Protokollkompatibilität, hohe Effizienz durch automatisierte Prozesse, Skalierbarkeit sowie eine offene Plattform-Architektur sind wichtige Leistungsindikatoren bei der Wahl einer IoT Application Platform. Unternehmen sollten vor ihrer Entscheidung prüfen, in welchen Bereichen sowie bei welchen Businesses die jeweiligen Plattformen, die zur Auswahl stehen, Anwendungen finden, welche Referenzkunden es gibt und wie lange die Anbieter schon am Markt sind – oft lässt sich so bereits vorab selektieren.

* Bernd Groß ist CEO des IoT-Plattformanbieters Cumulocity, ein Unternehmen der Software AG.

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