Alle Zeichen auf Rot-Gelb-Grün Open Source-Pläne der Ampel-Koalition

Ein Gastkommentar von Rico Barth *

Wir schlagen das nächste Kapitel auf: Die Ampel-Koalition hat das Ziel der Open-Source-Förderung in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Und wieder einmal wächst die Hoffnung, dass es in diesem Bereich vorangeht. Es wäre höchste Zeit.

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Rico Barth hofft, dass die Open-Source-Ziele der Ampel-Koalition in vier Jahren nicht nur ein paar Sätze auf dem Papier geblieben sind.
Rico Barth hofft, dass die Open-Source-Ziele der Ampel-Koalition in vier Jahren nicht nur ein paar Sätze auf dem Papier geblieben sind.
(Bild: cape IT)

Es ist ja nicht so, dass die Open Source-Community keine prominenten Unterstützer hätte. Schon lange fordern Vertreter aus Wirtschaft und Politik, dass die Verbreitung von Open Source-Software in Deutschland gefördert werden müsse; und kleinere Vorstöße hat es schon in den vorangegangenen Legislaturperioden gegeben.

Konstantin von Notz von den Grünen etwa setzt sich schon seit Jahren für den vermehrten Einsatz von Software mit offenem Quellcode ein. Auch bei der Entwicklung der Corona-App äußerte er lautstark Kritik. Oder Saskia Esken, Parteivorsitzende der SPD, die auch schon lange zu den Fürsprechern von Open Source zählt.

Bisher verhallten ihre und andere Stimmen oft im Wind, doch nun hat die neue Bundesregierung sich auch offiziell vorgenommen, offene Technologien zu stärken – wenn auch nur vage. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu direkt, dass für „öffentliche IT-Projekte offene Standards“ festgeschrieben und „Entwicklungsaufträge in der Regel als Open Source beauftragt“ werden. Auch eine Multi-Cloud-Strategie, verstärkte Cloud-Nutzung in der Verwaltung sowie offene Schnittstellen gehören zu den Zielen der Ampel-Regierung.

Schon diese wenigen Sätze wecken die Hoffnung, dass es nun wirklich ein Umdenken und eine neue Herangehensweise bei diesem Thema gibt. Selbstverständlich war das bei der Konstellation dieser Regierung natürlich nicht. Umso erfreulicher ist es, dass es bei solch unterschiedlichen Parteien nun zumindest auf dem Papier eine Einigung gab. Was davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.

Es wäre jedenfalls nicht nur auf Bundesebene ein Erfolg, sondern auch im europäischen Kontext. Etwa beim GAIA-X-Programm, das derzeit von Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Partnern umgesetzt wird. Dieses Gemeinschaftsprojekt soll für eine sichere und leistungsstarke Dateninfrastruktur in Europa sorgen, um in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen nicht vom Rest der Welt abgehängt zu werden. Neben Cloud-Nutzung und vereinheitlichten Daten wurde der verstärkte Einsatz von Open Source-Systemen als einer der Grundpfeiler festgelegt.

In unserem Unternehmen, der cape IT, sowie zusammen mit der Open Source Business Alliance setzen wir uns deshalb schon seit Jahren für die Förderung von offenen Systemen ein. Neben Transparenz und Wissensaustausch bietet Open Source vor allem bei Security-Fragen entscheidende Vorteile.

Das klingt zunächst paradox – wenn alle Nutzer den Quellcode einsehen können, haben auch Hacker dazu die Möglichkeit. Aber viele Augen können potenzielle Sicherheitslücken sehr schnell ausmachen. Und die Sachverständigen können diese dann schneller schließen als es mit proprietärer Software je möglich wäre. Oder anders gesagt: Communities und Teamwork sorgen für deutlich mehr Sicherheit.

Neben der Verbreitung von Open Source hat sich die Regierung aber auch weitere begrüßenswerte Ziele gesetzt. Besonders der Anteil der Grünen ist zu spüren: Im technischen Bereich soll die Nachhaltigkeit weiter gefördert werden. Endlich! Die digitale Obsoleszenz sollte schon lange der Vergangenheit angehören. Die Lebensdauer von technischen Geräten wird viel zu selten ausgereizt, und es gibt keinen guten Grund, die Nutzung von einwandfreier Technik nicht voll auszuschöpfen. Besonders die Lieferengpässe der letzten Monate haben gezeigt, dass es auch anders geht.

„Mehr Fortschritt wagen“ ist der Titel des Koalitionsvertrags. Natürlich hat die Regierung mit Corona, der Ukraine und anderen Themen im Moment viele Baustellen. Die Hoffnung bleibt aber, dass die Open Source-Ziele in vier Jahren nicht nur ein paar Sätze auf dem Papier geblieben sind. In der IT-Branche gibt es zahlreiche Experten, die dafür beratend zur Seite stehen können – denn auch wir freuen uns, wenn der Fortschritt wirklich beginnt.

* Rico Barth ist Geschäftsführer von cape IT und Vorstandsmitglied Open Source Business Alliance.

Dieser Beitrag stammt von unserem Partnerportal Dev-Insider.de.

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