In-Car-Multimedia „Unsere Smartphone-Erfahrung ist für den Automotive-Markt sehr nützlich“

Franz Graser

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Sind Autos bald nur noch Smartphones auf Rädern? Andy Gryc, Senior Product Marketing Manager Automotive bei QNX, kennt beide Welten und weiß, wo die Gemeinsamkeiten liegen – und welche Unterschiede bestehen.

Die Nutzung von Internet- und Multimediadiensten im Fahrzeug wird alltäglich werden, meint Andy Gryc, Senior Product Marketing Manager Automotive bei QNX.
Die Nutzung von Internet- und Multimediadiensten im Fahrzeug wird alltäglich werden, meint Andy Gryc, Senior Product Marketing Manager Automotive bei QNX.
(Bild: QNX)

„Das Automobilsegment und der Bereich der Smartphones und Tablets ergänzen sich sehr gut“, erklärt Andy Gryc von QNX. Der kanadische Echtzeitspezialist gehört seit 2010 zu Blackberry und hat den Betriebssystemkern für die aktuellen Blackberry-Smartphones geliefert.

„Diese Erfahrung ist gerade auch für den Automobilbereich sehr nützlich“, meint Gryc. „Auf der einen Seite gibt es die klassische Embedded-Entwicklung, wo es um harte Echtzeitanforderungen und hohe Zuverlässigkeit geht. Auf der Seite der mobilen Geräte geht es darum, neue Techniken zu adaptieren, die Möglichkeiten der aktuellen Web-Browser zu benutzen und einen Überblick über all die Applikations-Engines und Frameworks zu behalten. Und diese beiden Welten kommen im Automobilmarkt zusammen und sie passen auch gut zueinander.“

Auf der Seite der Automobilhersteller beobachtet Gryc nämlich das Bestreben, nicht bei einer Automobilelektronik stehenbleiben zu wollen, die in den Augen der Benutzer auf dem Stand der achtziger Jahre verharrt. Auf der anderen Seite wollen sich die Autobauer nicht von den Smartphone-Konzernen diktieren lassen, wie der Hase laufen soll.

So hat zum Beispiel Apple seine Vision von „iOS in the Car“ angekündigt, die die Funktionalität des iPhone ins Auto bringen sollte. Gryc meint dazu: „Im Wesentlichen ist das nichts Anderes als Apples Version von Mirrorlink“ – ein Standard für die Interoperabilität zwischen einem Smartphone und dem Infotainment-System im Auto. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: „Bei Mirrorlink haben die Hersteller wenigstens noch eine gewisse Kontrolle. Apple versuchte dagegen im Grunde, die Autobauer außen vor zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Erfolg haben wird. Apple hat zwar sehr viel Einfluss, aber die Autobauer müssten praktisch die ganze Macht an Apple abgeben. Und sobald man die Kontrolle abgegeben hat, ist es sehr schwer, sie zurückzubekommen.“

Dass die Automobilhersteller die Kontrolle über ihre Produkte behalten möchten, ist nur zu verständlich, führt aber zu Nebenwirkungen: „Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem jeder Autobauer über eine eigene App-Plattform nachdenkt. Unglücklicherweise denken sie alle unterschiedlich darüber. Sie haben alle ihr eigenes proprietäres System und isolierte Entwicklungs-Silos und Software Development Kits, mit denen sie Multimedia-Inhalte ins Auto bringen wollen. Übereinstimmung gibt es leider nur bei sehr wenigen Dingen.“

Gryc prognostiziert, dass die Integration mobiler Geräte ins Automobil auf jeden Fall voranschreiten wird. „Das wird zunehmen, aber nicht nur bei den Premium-Modellen, sondern auch bei den preisgünstigeren Fahrzeugen. Es sind gerade die Käufer der Einstiegsmodelle, die so etwas wollen.“

Gryc ist überzeugt, dass das Thema Multimedia im Auto auch zu neuen Geschäftsmodellen führen wird. Eine Möglichkeit wäre ein Car-as-a-Service-Modell, bei dem zum Beispiel Musikdienste, Navigation oder auch ständig aktualisierte Nachrichten gegen eine Abonnement-Gebühr zur Verfügung gestellt werden. Eher skeptisch ist er in Bezug auf den Verkauf von In-Car-Apps als Umsatzquelle: „Vom Smartphone her ist man gewöhnt, dass eine App entweder gratis ist oder zumindest nicht mehr als einen Dollar kostet.“

Werbebasierte Modelle will er dagegen nicht ausschließen, allerdings in erster Linie solche, die mit bestimmten Services verbunden sind: „Wenn Sie zum Beispiel nach einer Tankstelle suchen, dann kann Ihnen ein Dienst Tankstellen vorschlagen, die Angebote haben, die für Sie interessant und von Nutzen sind.“

Um diese Angebote aber nutzen zu können, muss eine Voraussetzung geschaffen sein, nämlich die flächendeckende Verfügbarkeit von breitbandigem drahtlosem Internetzugang: „Vor ein paar Wochen war ich auf einer Konferenz, bei der es um Mensch-Maschine-Interaktion (HMI) ging. Und da hat mich jemand gefragt, was die wichtigste HMI-Technik sei, und ich sagte: Software-Updates over the air. Die Konferenzteilnehmer lachten alle ein bisschen. Und dann erklärte ich: Man muss die Fähigkeit haben, das System zu aktualisieren, ohne dass es eine Unterbrechung gibt. Und ohne Internet-Connectivity geht das nicht. LTE steht erst am Anfang.

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Und hier sind die Automobilhersteller gegenüber den Smartphone-Leuten gar nicht so weit zurück. Die Netzbetreiber haben lange gebraucht, um ihre mobilen Netze aufzubauen, Und zur gleichen Zeit haben die Autobauer LTE in die Spezifikation für ihre Modelle aufgenommen. Natürlich haben die Autos einen gewissen Rückstand. Aber ich denke, dass das Smartphone als Zugang für das Auto dienen kann. Es gibt Bluetooth und andere Möglichkeiten, das Smartphone mit dem Auto zu verbinden. Das ist ein durchaus gangbarer Weg, mit dem die Autohersteller sicherstellen können, dass das Fahrzeug mit dem Netz verbunden bleibt.“

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