Programmqualität Softwarefehler kosten die deutsche Volkswirtschaft Milliarden

Redakteur: Franz Graser

Fach- und Führungskräfte der deutschen IT-Branche schätzen den wirtschaftlichen Schaden, der durch Programmmängel entsteht, auf ein bis zehn Milliarden Euro im Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt der Report "Softwareentwicklung 2012" des Darmstädter Entwicklungshauses Accso.

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Jürgen Artmann, Geschäftsführer des Entwicklungshauses Accso: Allzu häufig werden im Softwareentwicklungsprozess die gegebenen Infrastrukturen in Unternehmen nicht berücksichtigt.
Jürgen Artmann, Geschäftsführer des Entwicklungshauses Accso: Allzu häufig werden im Softwareentwicklungsprozess die gegebenen Infrastrukturen in Unternehmen nicht berücksichtigt.
( Accso)

Im Rahmen der Studie wurden 80 Fach- und Führungskräfte der deutschen IT-Branche befragt. Nach einhelliger Meinung entsteht der deutschen Wirtschaft durch Qualitäts- und Effizienzmängel in der Softwareentwicklung substanzieller Schaden: 47 Prozent der Befragten schätzen den Verlust auf über eine Milliarde Euro pro Jahr. 41 Prozent gehen sogar davon aus, dass der Schaden zehnmal höher liegt und die Marke von zehn Milliarden Euro im Jahr übertrifft.

Laut der Studie sind Softwaremängel kein Problem, das nur einige wenige Branchen betrifft. 16 Prozent der befragten Führungskräfte nannten die öffentliche Verwaltung sowie die IT- und TK-Branche als die Bereiche, die am stärksten unter Softwaremängeln zu leiden haben. Gleich dahinter, mit jeweils 12 Prozent der Nennungen, folgen Banken und Versicherungen sowie die Automobilbranche. Von zehn Prozent der Befragten wurde überdies der Maschinenbau als am meisten betroffener Industriezweig genannt.

Relativ hoch wird dagegen die Softwarequalität im Segment der Energieversorger, im Gesundheits- und Medizinbereich sowie im Komplex Recht, Wirtschafts und Steuerprüfung eingeschätzt. Diese Branchen wurden lediglich von maximal zwei Prozent der Teilnehmer genannt.

Nach der Erfahrung der meisten Befragten überziehen 31 bis 50 Prozent der Softwareprojekte den geplanten Kosten- oder Zeitrahmen; 47 Prozent gaben diese Größenordnung an. Immerhin 18 Prozent sind der Meinung, dass mehr als die Hälfte der Softwareprojekte den Kosten- oder Zeitrahmen sprenge.

Als Hauptgrund für das Scheitern von Softwareprojekten nannten 21 Prozent die Komplexität der Projekte. 14 Prozent gaben sich ständig ändernde Anforderungen an, ebenfalls 14 Prozent nannten die Nicht-Einhaltung des Budgets.

Zudem sind 41 Prozent der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass die Zahl der Softwaresysteme, die sich bereits im Produktiveinsatz befindet, bevor Fehler entdeckt werden, zwischen 31 und 50 Prozent liegen. Durch die Fehler steigen die Projektkosten um 15 bis 50 Prozent des ursprünglich geplanten Projektbudgets, meinen 65 Prozent der Befragten.

Die Wünsche der IT-Fachleute an die Lösungsentwickler sind vielfältig: Jeweils 21 Prozent der Befragten wünschen sich flexible Tools für agile Prozesse sowie Garantien für die Entwicklungszeit und das Budget. Services für individuelle Kundenwünsche nannten 20 Prozent der Umfrageteilnehmer, 18 Prozent führen hier technischen Support an.

Jürgen Artmann, der Geschäftsführer von Accso, sieht eine wichtige Fehlerquelle darin, dass die individuellen Gegebenheiten in Kundenunternehmen zuwenig berücksichtigt würden: „Mängel in Qualität und Effizienz entstehen, sobald im Entwicklungsprozess individuelle Faktoren, wie etwa gegebene Infrastrukturen in Unternehmen, nicht berücksichtigt werden“, erläutert Artmann: „Damit können die Softwareprojekte die Ansprüche der jeweiligen Branchen nicht erfüllen und der wirtschaftliche Schaden ist programmiert.“

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