Application Lifecycle Management PTC: „Wir müssen ganz tief in das Thema Software eintauchen“

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Das Softwarehaus PTC ist durch Lösungen rund um Computer Aided Design (CAD) und Product Lifecycle Management (PLM) bekannt. Doch bei der Produktentwicklung wird Softwareentwicklung immer wichtiger. Chief Technology Officer Andrew Wertkin spricht über die Strategie von PTC.

Andrew Wertkin ist Chief Technology Officer (CTO) des amerikanischen Softwarehauses PTC.
Andrew Wertkin ist Chief Technology Officer (CTO) des amerikanischen Softwarehauses PTC.
(Bild: PTC)

Wie hat sich das Unternehmen PTC in den letzten zwei bis drei Jahren verändert?

Die Frage könnte genauso gut lauten: Wie haben sich die Kunden geändert? In den Unternehmen, die traditionell sehr auf mechanische Produkte fokussiert waren, hat eine Explosion stattgefunden – eine Explosion der Komplexität, getrieben durch Software und durch Innovationen, die durch Software ermöglicht werden. Diese Komplexität hat zu zahlreichen Initiativen rund um Software und Systems Engineering geführt, und dadurch hat der Begriff PLM eine breitere Bedeutung erhalten. PLM konzentrierte sich herkömmlicherweise auf die physikalischen Aspekte eines Produkts. Unsere Kunden müssen aber die Innovation so früh wie möglich im Entwicklungsprozess vorantreiben – auf der Ebene der funktionalen Architektur. Und sie müssen sicherstellen, dass sie das System analysieren und entwerfen.

So haben sich unsere Kunden verändert. Und so hat sich auch PTC verändert. Ein Teil davon war die Akquisition von MKS [der Hersteller der Application-Lifecycle-Management-Plattform Integrity, d. Red.]. Ein weiterer Teil ist unsere eigene organische Innovation. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass wir unsere Kunden ganz früh in diesem Prozess unterstützen und deshalb tief in das Thema Software eintauchen müssen.

Planen Sie, die Lösungen rund um CAD und PLM und die Software-Lifecycle-Produkte in ein großes durchgängiges System zu gießen oder sollen die Dinge separat bleiben?

Unsere Strategie ist es, sicherzustellen, dass ALM und PLM voneinander trennbar bleiben. Trennbar deshalb, weil unsere Kunden durchaus stärker auf Hardware oder auf Software fokussiert sein können. Außerdem haben die meisten Kunden bereits eine bestehende Software-Infrastruktur. Sie brauchen einen flexiblen Weg, diese Technik zu adaptieren, um ihre eigenen Strategien umzusetzen. Und sie benötigen die Fähigkeit, Funktionen nach und nach zu erwerben. Wir glauben: Wenn wir uns damit beschäftigen würden, alles in ein großes System zu integrieren, dann würden wir ihnen diese Flexibilität nehmen.

Andererseits: Wenn man die Integration von ALM und PLM betrachtet, dann bringt es den Kunden einzigartige Fähigkeiten, wenn man beides zusammenführt. Wenn wir nun nicht nur die Produkte, sondern auch die Engineering- und Änderungsprozesse zusammenführten, die Problemreport- und Fehlerbeseitigungsprozesse, die über die beiden getrennten Systeme hinweg verlaufen, dann wäre dieser integrierte Ansatz sehr wertvoll. Aber wir haben eine Strategie, die darauf setzt, dass beides getrennt bleiben kann, und außerdem offen und interoperabel. Wir möchten sicherstellen, dass wir uns weiterhin um ALM-Kunden kümmern können, die unsere PLM-Suite nicht benutzen, und um PLM-Kunden, die unsere ALM-Plattform nicht verwenden. Also: Eine offene, interoperable und trennbare Strategie, die aber eine Menge Gegenwert bietet, wenn die Unternehmen unsere Technik auf beiden Seiten einsetzen.

Auf welcher Technik basiert Ihre ALM-Plattform?

Unsere ALM-Plattform ist PTC Integrity. Das Produkt wurde von uns akquiriert, als wir MKS einbrachten. Das ist eine Enterprise-taugliche ALM-Plattform, die in mehrfacher Hinsicht einzigartig ist. Einmal: Es ist eine einheitliche Plattform, die all die unterschiedlichen Aspekte von ALM verwalten kann: Von den Anforderungen über das Management von Modellen und die Code-Verwaltung bis hin zum Test-Management, zu Berichten, integrierten Metriken und natürlich zur Traceability.

Die Plattform basiert auf Java, sie ist eine Java-Enterprise-Applikation, und sie ist skalierbar, um mit den Bedürfnissen der Kunden zu wachsen. Sie verfügt über Repositories für Terabyte von Quellcode und andere Artefakte. Ich denke aber, das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist, dass diese Plattform die Prozesse und die Aufgaben für die Ingenieure sowie die Produkte für das gesamte Applikationsumfeld managen kann.

Außerdem verfolgen wir einen offenen Integrationsansatz mit den Werkzeugen, die die Ingenieure verwenden. Ob es sich um modellbasiertes Engineering handelt, also Tools wie Simulink oder für die Modellierung mit UML oder SysML, spezielle Aplikationen, die für Hardware-in-the-Loop- oder Software-in-the-Loop-Tests verwendet werden, Tools zur Automatisierung des Build-Prozesses – da gibt es eine Menge an Integrationsmöglichkeiten. Aber wichtig ist das solide Fundament, das alle diese Produkte verwaltet und steuert.

Viele Unternehmen sind ja Teil einer Wertschöpfungskette: sie produzieren Komponenten oder Systeme, die dann wieder in größeren Systemen Verwendung finden. Wie ist die ALM-Lösung für Prozesse geeignet, die Unternehmensgrenzen überspannen?

Es gibt heute ja Standards für die Integration von Daten wie das Requirements Interchange Format (ReqIF). PTC verwendet viel Zeit darauf, in Komitees daran mitzuarbeiten, dass solche Standards weiterentwickelt werden. Diese Standards stellen die Interoperabilität her, die dafür sorgt, dass Kunden nicht auf die gleiche Technologieplattform festgelegt sind und dass sie die Daten über die ganze Wertschöpfungskette hinweg lesen und verwalten können.

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Aber das ist ein Beispiel für einen Datenstandard, kein Prozessstandard. Wir arbeiten mit Verbänden wie ASME (American Society of Mechanical Engineers) zusammen, um Informationen über Prozesse zu bekommen. Letztlich hängt es aber von der Fähigkeit der Software ab, ob Prozessketten über unterschiedliche Systeme hinweg geschlossen werden können, unabhängig davon, ob es dafür Standards gibt. In manchen Fällen erreichen unsere Kunden das mit Ansätzen, die auf Standards basieren, manchmal aber koordinieren sie untereinander auf Armlänge die Prozesse in der Lieferkette.

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